Wolfram Martens hat die Arbeit nie gescheut, war nicht bequem oder gar faul. Warum er letztlich trotzdem sieben lange Jahre arbeitslos war und wie er einen Ausweg fand, erzählt seine Erfolgsgeschichte…
Wolfram Martens ist 50 Jahre alt und gebürtiger Franke. Der gelernte Industriekaufmann wollte nach seiner Lehre den zweiten Bildungsweg beschreiten, schaffte das Abitur allerdings nicht. Stattdessen nutzte er seine Gelegenheitsarbeiten in der Gastronomie, um sich schließlich als Gastwirt selbständig zu machen. Sieben Jahre lang war er damit recht erfolgreich, bis er psychisch krank wurde. Es folgten viele Jahre des Kampfes. Doch heute hat er nach insgesamt fast zehn Jahren endlich sein Gleichgewicht wiedergefunden.
Bei allem Spaß an der Gastronomie kam Wolfram Martens 2012 zu der Einsicht, dass dieses Gewerbe für ihn viel Arbeit mit wenig Ertrag bedeutet. Zu diesem Zeitpunkt machten sich bereits die ersten psychischen Probleme bemerkbar: “Das kommt langsam und wird dann immer schlimmer.”
Doch er begab sich auf Arbeitssuche und bekam durch eine alte Freundschaft eine befristete Stelle im HABA-Call Center der Spielwarenfabrik in Bad Rodach.
Leider war das kein Arbeitsverhältnis auf Dauer, denn in den nächsten sieben Jahren war er die meiste Zeit arbeitslos.
“Ich hätte mir das auch nie vorstellen können, dass ich mal sieben Jahre nichts mache”, sagt Wolfram Martens, doch seine psychische Erkrankung hinderte ihn daran, einer Arbeit nachzugehen.
Einmal gelang es ihm noch in dieser Zeit, eine befristete Stelle bei einer Fensterbaufirma zu bekommen – jedoch nur, weil er seine Probleme verheimlichte. Die Psychose wirkte sich inzwischen jedoch so stark auf sein Leben aus, dass die Anstellung nach einem Jahr endete und er sich komplett von der Außenwelt abschottete.
Mehrere stationäre Therapien halfen ihm schließlich, sich über viele Monate aus seiner Isolation wieder heraus zu kämpfen. Medikamentös war er nun so eingestellt, dass er sein seelisches Gleichgewicht wiederfand.
Anfang 2021 machte ihm das Jobcenter den Vorschlag, sich mithilfe einer Arbeitsgelegenheit, eines sogenannten “Ein-Euro-Jobs”, wieder langsam an das Arbeitsleben anzunähern. Diese Angebote gab und gibt es nur bei der P&S Service GmbH, die in Hildburghausen das Sozialkaufhaus H² HIBU betreibt. Dort werden mit arbeitsmarktnahen Beschäftigungstrainings langzeitarbeitslose und schwer vermittelbare Menschen wieder an das Arbeitsleben herangeführt und an Tagesstrukturen gewöhnt, um soziale Teilhabe zu ermöglichen und Hilfestellung für die belastenden Alltagsprobleme zu bieten.
Vom 01.02.21 bis zum 31.05.22 nahm Herr Martens an mehreren Beschäftigungsmaßnahmen teil. Die Überwindung der Arbeitsentwöhnung war eine für beide Seiten anspruchsvolle Aufgabe. “Ich hatte komplett den Kontakt zur Arbeitswelt verloren. Aber dank Herrn Jankowskys Hilfe habe ich den Weg zurück gefunden”, sagt er. Deshalb empfand er die erforderliche Regelmäßigkeit am Anfang als anstrengendes Muss. Eine schwierige Anlaufphase zur Eingewöhnung. Mit der angebotenen sozialpädagogischen Betreuung und fachlichen Anleitung fand er nach holprigem Start zunehmend besser in den Arbeitsalltag zurück. Er kam gut mit den Kollegen klar und fügte sich mit seinem humorvollen Auftreten gut in das Team ein. Im Sozialkaufhaus arbeitete er beim Möbelaufbau mit, auf dem Sammel-Lkw und in der Lagerhaltung.
Nach der erfolgreichen Stabilisierung nahm Wolfram Martens auch das Bewerbungscoaching wahr, wo unser Mitarbeiter Sebastian Jankowsky sich intensiv mit seinen Beschäftigungsaussichten auseinandersetzte. Spezialgebiete von Herrn Jankowsky sind unter anderem Bewerbungstraining, Vorstellungsgespräche und Motivationstraining. Herr Martens lacht: “Er wollte mir ständig irgendwelche Jobs andrehen.”
Schließlich fand Herr Jankowsky die perfekte Stelle für Martens – als Reinigungskraft im HELIOS-Klinikum. Genau hier ist er auch weiterhin in Therapie. Kurze, praktische Wege sind in einem solchen Fall entscheidend für das Fortführen der Therapie, aber auch die Motivation, weiter zu arbeiten. Zwei Wochen Probearbeit waren auf Anhieb erfolgreich: er wurde zum 01.06.22 in Vollzeit eingestellt.
Herr Martens´ Fazit: „Ohne Herrn Jankowsky wäre ich wahrscheinlich noch arbeitslos“. Ein schöner Erfolgsbeweis für die arbeitstherapeutischen Bemühungen bei P&S, wo mit entsprechender Unterstützung auch ein direkter Weg aus dem “Ein-Euro-Job” in die Arbeitswelt führen kann.